Silke Nevoigt - Gründungsmitglied

Berliner Schlüssel Frau Nevoigt, Sie sind Gründungsmitglied der Freien Liste Moabit. Wie kam es zur Gründung dieser Freien Liste Moabit (FLM)?

Silke Nevoigt Wir haben uns immer öfter und immer mehr über unsere  aktuelle Personalvertretung geärgert. Bei solchen Gesprächen kam immer wieder die Idee einer eigenen Liste.  Nach und nach drängte es uns, diese Idee in die Tat umzusetzen. Die Frage war stets - wer soll das denn machen. Die Antwort war genau so einfach wie schwer: wir selber. So wurden eines Tages unsere ersten Mitglieder auf einem Bierdeckel vermerkt.
2008 haben wir begonnen unsere Liste zu aktivieren und uns Schritt für Schritt herangetastet.

Berliner Schlüssel Warum haben Sie sich nicht in einer der anderen Gewerkschaften organisiert?

Silke Nevoigt Am Anfang waren wir skeptisch. In den Ausbildungstagen haben uns die Funktionäre regelrecht aufgelauert, um uns als Mitglieder zu werben. Jetzt wissen wir, dass BSBD und Ver.di für uns keine Alternative sind. Kolleginnen und Kollegen aus der Justiz sind für Ver.di nur zahlende Mitglieder und bleiben ohne deren Verständnis. Vom BSBD fühlen wir uns nicht gut vertreten und so wollten wir unser eigenes Projekt starten, um nicht von diesen Gewerkschaften reglementiert zu werden und am Ende doch alleine da zu stehen.

Berliner Schlüssel Sie treten am 7.12 nach vier Jahren zum zweiten Mal zur Personalratswahl an. Warum sind einige Gründungsmitglieder nicht mehr dabei?


Silke Nevoigt Von acht Gründungsmitgliedern sind nur noch drei dabei und elf neue Kandidaten. 2008 traten wir das erste Mal zur Wahl an und nicht nur wir waren über unseren Erfolg überrascht. Im Verlauf der Wahlvorbereitungen sahen sich alle Gründungsmitglieder einem unerwartet heftigen Widerstand ausgesetzt. Diesem massiven Druck waren fünf unserer Mitstreiter nicht gewachsen und sind inzwischen pensioniert.

Berliner Schlüssel Was ist mit diesen Mitgliedern geschehen?


Silke Nevoigt Alle Mitglieder wurden systematisch diffamiert und sozial demontiert. In der Praxis bedeutete das z.B. dass das Büro einer Mitstreiterin willkürlich ausgeräumt wurde und sie ihre Arbeit nicht mehr erledigen konnte. Ihre Unterlagen waren verschwunden und das wurde ihr wiederum zur Last gelegt. Ein anderer Kandidat wurde mit Klagen überhäuft wie Urkundenfälschung. Wieder ein anderer Kandidat wurde körperlich attackiert und obendrauf einer Beleidigung und Körperverletzung bezichtigt. Dagegen muss man erst einmal Stellung nehmen bzw. Rechtsbeistand suchen ect. - es war ein recht steiniger Beginn ...

Berliner Schlüssel Wie und wo arbeiten Sie?

Silke Nevoigt Seit den letzten vier Jahren arbeiten wir ausschließlich in unserer Freizeit zu Hause. In meinem Fall geht ein beachtlicher Teil meiner Freizeit in dieser notwendigen Arbeit drauf. Der Wunsch ist und bleibt, die nächste Personalratswahl zu gewinnen. Nur mit einer Mehrheit  können wir unsere Projekte umsetzen.

Berliner Schlüssel Wie haben Sie mit Ihrer FLM 2008 abgeschnitten?

Silke Nevoigt die genauen Zahlen habe ich nicht mehr in Erinnerung. Plus minus 1-5 Stimmen  war es Platz 1  der BSBD mit ca. 190 Stimmen, Platz 2 war die FLM mit  ca. 77 Stimmen und Platz 3 war  Ver.di  mit  ca. 50 Stimmen